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Duisburg - City of hope
Ein Projekt von stadtraum.org zu “Publicity - Constructing the truth”, Duisburg, 2006

►Stadtraum

Der Stadtraum fungiert seit jeher als Raum der Projektionen, Wünsche und Hoffnungen. Lange haben die Einkaufsstraßen und Citycenter von Hoffnung auf Wohlstand und Sorglosigkeit erzählt. Heute zeigt sich bei genauem Hinsehen unter der Präsentationsoberfläche aber auch eine Stadt, die ambivalent an der Grenze zwischen Auf- und Abschwung steht. Schnäppchenmärkte, Leerstand und Leihhaus sind nur einige Zeichen für ökonomische Schwierigkeiten der Stadtgesellschaft.

"Duisburg - City of Hope" reflektiert entlang der ehemals prominenten Route der Kunstbrunnen auf einen aktuellen Zustand der Stadt, die ihre Garantien und Versprechungen von Wohlstand, Reichtum, Sicherheit, Arbeit und Zukunft für alle kaum mehr leisten kann.

Das Projekt fokussiert eine schmale Interimszone, die im Raum zwischen Reichtum und Armut, zwischen Arbeit und Beschäftigungslosigkeit, zwischen Luxus und profaner Lebenserhaltung eine charmant- zwielichtige Zwischenwelt offenbart, eine Welt des Hoffens und Wünschens - eine Welt, in der die Dinge noch nicht entschieden sind.

Für “Duisburg - City of Hope” wurde in Anlehnung an Städtetaler, lokale
Rabattsysteme und touristische Werbeträger, aber im Besonderen auch in Anlehnung an den Brauch, nach dem das Versenken einer Münze in einem Brunnen Glück bringt, seine spezielle Münze geprägt und in den Ladenlokalen verteilt, deren Aktivitäten sich im manchmal zwielichtigen Bereichen des Hoffens und Wünschens bewegen: das Billigreisebüro, in dem man hofft, den Traumurlaub fuer kleines Geld zu erstehen, das Spielcasino, in dem die halbverarmte Bürgerschaft ihr letztes Geld verspielt, der Münzhändler, bei dem die Spieler ihre Sammlungen versetzen, um weiter ihrer Leidenschaft nachgehen zu können. Ein privates Blutspendezentrum, das wie die Apotheke an fundamentalen Bedürfnissen und Hoffnungen der Menschen sein Geld verdient, aber auch der Brautmodenhändler, der seiner Klientel natürlich wünscht, daß er sie nur einmal sieht..

Die Bestimmung der an diesen Orten umsonst verteilten Münzen wurde über die Gestaltung der Auslage vermittelt: der Wurf der Münzen in den “Lifesafer”- Brunnen von Niki de Saint Phalle, dessen Boden für die Ausstellungszeit im “Duisburger Blau” (Farbe des Citymarketings) auffällig neu gefärbt wurde, versprach die Erfüllung eines Wunsches. Dazu wurde der Brunnen durch eine Plattform erweitert, die zum Wurf der Münzen über die Schulter einlud und den Prozess des Wünschens und Hoffens öffentlich artikulierte.

Ambivalente Orte: Spielcasino und komerzielles Blutspendezentrum
Der Prototyp dieser ambivalenten Orte zwischen Hoffen und Wünschen könnte das Spielcasino sein. Im Herzen der Stadt lockt es mit der Hoffnung auf das schnelle Glück und bietet mit seiner hermetischen Atmosphäre im Inneren einen Hauch von stereotypem Glamour und Mondänität für jedermann im Land der Automaten: in indigoblau erleuchteten Zimmern bewegen sich Kellner mit Fliege und Coctail charmant zwischen computergesteuerten Roulett-tischen, digitalen Black Jacks und ihrer Klientel, die sich das Spiel manchmal schon lange nicht mehr leisten und den Gewinn, der selten kommt, dringend brauchen kann. Ihre merkwürdige Position zwischen bürgerlicher Nobless, Spielermelancholie und gelangweiltem Zeitvertreib bringt eine einzigartige Stimmung in dieses blaue Zimmer des Wünschens und Hoffens, die beim Rattern der künstlichen Münzen etwas von Klein Vegas imitiert.

Schwierige Wirtschaftslage: die Ladenlokale
Mehr und mehr offenbart sich die schwierige wirtschaftliche Lage im Display der Städte, auch wenn das City- Marketing versucht, diese Zeichen zu überschreiben: Ladenlokale wie “Feminin Total -Second Hand für Damenoberbekleidung” oder “Münzen & Briefmarken An & Verkauf Brandt” versuchen Zwischenangebote für diejenigen zu machen, die in schwierige Situationen geraten sind. Das Projekt versucht, diese Bild der Stadt durch die Auswahl der Auslagestellen der Münzen sichtbar zu machen.

Auch unscheinbare Geschäfte wie das Billig- Reisebüro oder der Brautmodenhändler und Easy- Credit leben von den unerfüllten Träumen der Stadtgesellschaft. Parallel dazu artikulieren Schnäppchenmärkte und Billig-läden wie Eurolot die Realität im Geldbeutel der Bewohner.

Die leichte Ironie der Arbeit wurde von den Geschäftsleuten als durchaus annehmbar un realistisch aufgenommen: denn Sie wissen um den ambivalenten Zustand ihrer Stadt, der gerne von Citymarketing ignoriert wird. So konnte Herr Holt vom Brautmodengeschäft seinen exklusiven Laden durchaus im Zusammenhang mit Hoffen und Wünschen sehen: nicht nur, dass hier viele über ihre Möglichkeiten hinweg einkaufen - auch wenn seine Ware nur zum einmaligen Gebrauch bestimmt ist, sieht er seine Klientel leider desöfteren wieder...

Beteiligte Ladenlokale:
Casino Duisburg Gmbh
Holt - Mode für Braut und Bräutigam
Feminin Total -Second Hand für Damenoberbekleidung
Münzen & Briefmarken An & Verkauf Brandt
Robert Lepping Juwelier
Wilhelm Lehmbruck Museum
Löwenapotheke
Reisebüro "L'tur",
BZD Blutspendezentrum

►Stadtraum